
Fabia Mortis
Uhu-Gedicht

In steiler Felsenwand
Sieht ein Uhu vom Gelege
Aufs abendstille Land
Und verzweigte Wege.
Nah im alten Wald
Haust allerhand Getier
Von seinem dunklen Spalt
Nimmt er’s ins Visier.
Die Federn an den Ohren
Weh’n im Abendwind
Eine Daune treibt verloren
Dort wo die Wolken sind.
Das orangene Augenspiel
Umfängt wie ein Rapier
Mit messerscharfem Ziel
Sein weites Jagdrevier.
Leichter Flügelschlag
trägt ihn auf die Reise
Hoch über Forst und Hag
Schwebt er flüsterleise.
Ein Schrei ertönt im Schatten
Als er die Beute greift
Und lautlos mit Geflatter
In den Sternenhimmel steigt.
Ruhig zieht er seine Kreise
Und blickt zur Welt herab
Auf würdevolle Weise
Ist ihm die Nacht sein Tag.
© Fabia Mortis
23.01.22
Illustration: Pixabay