Fabia Mortis
Des Mordbeils Schatten
Ein Nachtgieger-Gedicht

Illustration: Stefanie Dirscherl
Ein Schatten segelt leise
Nachts im Sternenfeuer
Hungrig zieht er Kreise
Ums morsche Burggemäuer.
Sein Blick weht in das Tal
Zur Stadt, den Berg hinab
Ein blasser Mondenstrahl
Weist ihm treu den Pfad.
Dort ruht im Heimatboden
Ein Abt, im Wald begraben
Auf ewig, fluchumwoben
Mit einem Beil erschlagen.
Kostbar wie ein Schatz
Liegt’s nun in Klauenhänden
Die Klinge scharf und glatt
Bereit, den Tod zu spenden.
Wen das Mordbeil blendet
Zu jener Nacht im Jahr
Zur Sommersonnenwende
Dem ist das Ende nah.
Der Schatten fliegt beschwingt
Ins stille Herz der Stadt
Und geht im Abendwind
Heimlich auf die Jagd.
Weh‘ den Unglücksraben
Dort in den Pflastergassen
Den Mädelein und Knaben
Im Dunkeln, gottverlassen.
Mondlicht küsst das Beil
Das einst den Abt erschlug
Schimmernd wie ein Pfeil
Geleitet’s seinen Flug.